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Publikationen » Literaturwissenschaft » Li Yu’s polyphony: the case of Wusheng Xi
Antonio Leggieri
Li Yu’s polyphony: the case of Wusheng Xi
Es wurde bereits mehrfach festgestellt (Owen, 1986; Wang, 1997), dass chinesische AutorInnen in ihren Werken die Bürde ihres kulturellen Erbes mittragen. Die Präsens der Vergangenheit (die sich besonders in der Figur des Konfuzius und seiner Lehren zeigt) in der chinesischen Literatur ist so evident, dass alle klassischen Autoren, vor allem jene bis zur vormodernen Zeit, sich damit auseinandersetzen müssen. Der späte Ming- bzw. frühe Qing-Autor und Dramatiker Li Yu 李漁 (1611-1680) wollte diesem Trend etwas entgegensetzen. Anstatt sich jedoch davon zu distanzieren, versuchte er, die traditionellen chinesischen Ideale und Modelle zu verdrehen und untergraben, was sich besonders in seinen Kurzgeschichten zeigt. In seinen Erzählungen ergibt sich eine interessante dreischichtige Polyphonie, die sich (1) durch die (untergrabene und parodierte) Stimme der Vergangenheit auszeichnet, (2) durch Li Yus überschäumende Persönlichkeit (seine intentio auctoris ist sehr offensichtlich und seine vielen Interventionen im Text machen ihn zu einem recht aufdringlichen Erzähler), und schließlich (3) durch die Stimme der Geschichte selbst, die von Zeit zu Zeit versucht, sowohl der Bürde der Vergangenheit als auch Li Yus andauernden direkten Interventionen zu entkommen. Auf der Grundlage der aktuellen chinesischen und internationalen Forschung zu Li Yu sowie der aktuellen Reinterpretation von Intertextualität (Plett, 1991; Baumann, 2004) analysiere ich in meinem Beitrag die Polyphonie und Intertextualität in seiner Kurzgeschichtensammlung Wu Sheng Xi 無聲戲 (Stumme Werke). Der Beitrag will letztendlich zeigen, wie es dem Autor trotz der Einschränkung durch das Format der Kurzgeschichte gelingt, eine facettenreiche, vielstimmige Welt zu erschaffen, in welcher Tradition durch die Linse der Parodie und des Sarkasmus gesehen wird.
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